Wenn ich überlege, wie es zu „ad absurdum – Bernhard liebt dein Produkt“ kam, so lässt es mich noch heute schmunzeln. Mit einem Artikel über Influencer Marketing nahm die Story ihren Anfang:

Story - Meedia 170717
Screenshot des Meedia-Artikels vom 17.07.2017

Influencer Mega Fail – die Story auf Meedia

Mitte Juli, genauer gesagt am Montag, dem 17.07.2017, erschien auf Meedia der Artikel „Mit der Coral-Flasche auf Du und Du: die wohl lächerlichste Instagram-Kampagne des Jahres„. Ich weiß nicht mehr ganz genau, wo genau ich den gelesen habe, aber ich war für den Rest des Tages hochgradig amüsiert. Ich konnte bzw. wollte nicht so richtig glauben, was ich da gesehen habe. ‚Das können die doch nicht wirklich ernst meinen‘ war einer meiner ersten (klaren) Gedanken. Das, was ich dort auf den Bildern von Fiona Erdmann, Mandy Capristo oder anderen Instagram-Sternchen gesehen habe, ist für mich ein Paradebeispiel dafür, wie Influencer Marketing NICHT laufen sollte. Es führt die ganze Story, die hinter der eigentlich guten Idee der Markenbotschafter steckt, ad absurdum. Und so war dann auch ein Hashtag geboren.

ad absurdum – das geniale Wortspiel

Wenn man jemanden ad absurdum führen will, dann will man laut Duden die Sinnlosigkeit von etwas nachweisen. Das war das erklärte Ziel meiner „Mission“. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass es ein quasi englisch-lateinisches Wortkonstrukt ist, wenn man eben ad wie das englische Wort für Werbung ausspricht. Also eine sinnlose Werbung.

Aber wie kam es dann zu meiner eigenen Influencer-Story?

Auf meinem Heimweg von der Arbeit musste ich die ganze Zeit an diese ganzen Bilder denken und wie unsinnig es doch ist Produkte in den unmöglichsten Situationen zu platzieren.

Auch fand ich den Hashtag #coralliebtdeinekleidung auch sehr ämusant und so habe ich mal bei mir zu Hause geschaut, wer oder was meine Kleidung eigentlich so liebt. Und das war Persil. Da ich selbst ja auch was mit Medien mache und das ganze mal auf die Schippe nehmen wollte, habe ich mir für den nächsten Tag (m)eine Packung Persil geschnappt und sie mit zur Arbeit genommen. Natürlich durften auch die Fotos nicht fehlen, denn wie sollte sonst so eine tolle Influencer Kampagne entstehen. Gesagt, getan und so kamen zehn schöne Bilder dabei raus, die authentischer nicht hätten sein, wenn man ein Produkt in seiner „natürlichen“ Umgebung zeigt.

Wenn ich überlege, dass ich zu diesem Zeitpunkt 180 Abonnenten auf meinem Instagram-Account hatte und es 52 gefallen hat und 10 Kommentare gab, dann war das schon ein kleiner Erfolg. Am meisten habe ich mich über die Antwort von Persil gefreut. Ich finde es richtig Klasse, wenn Firmen ein gutes Social Media Team haben.

Story - Persil 170718

Wird das eine Never Ending Stroy?

Geplant war das Ganze eigentlich als eine einmalige Aktion. Einmal über dieses Influencer-Dings mit einem zwinkernden Auge lustig machen und das war’s dann. So war jedenfalls der Plan.

Also ich dann aber am nächsten Tag meine Sachen für die Arbeit zusammen gesucht und mir eine Dose mymuesli eingepackt. Das Frühstück sollte es eben auf der Arbeit geben. Aber als die Dose in meinen Rucksack glitt, dachte ich mir: ‚Hmmm… das könntest du heute eigentlich noch einmal machen.‘

Gesagt, getan und so wurden wieder eine zehnteilige Bilder-Story auf dem Weg zur Arbeit gemacht. Bis auf das erste Bild habe ich auch an allen Punkten wie am Vortag ein Foto geschossen. Einen passenden Text dazu unterwegs geschrieben, ein paar lustige und teilweise auch unsinnige Hashtags überlegt und ab damit auf Instagram. Damit nahm das ganze seinen Lauf.

Positves Feedback von oben

Nachdem ich in den Folgetagen ein Mettbrötchen und eine Bratpfanne mitgenommen habe, sind auch Personen auf mich aufmerksam geworden und habe meine Beiträge geteilt, von denen ich es nicht gedacht hätte. Allen voran Sascha Pallenberg, der sowohl auf Facebook als auch auf Twitter durchaus tolle Worte für mich und die Story gefunden hat:

FACEBOOK:

Sascha Pallenberg Facebook Story
Sascha Pallenbergs Kommentar auf Facebook am 22.07.2017

TWITTER:

Sascha Pallenberg Twitter Story
Sascha Pallenbergs Tweet auf Twitter am 22.07.2017

Für alle, die Sascha nicht kennen: Er hat das Techblog mobilegeeks.de gegründet und im Januar 2017 in die Unternehmenskommunikation von Daimler gewechselt.

Das wird eine Never Ending Stroy!

Nach diesem unglaublich positiven Feedback stand für mich fest, dass ich das weiter machen würde. Ich hatte quasi eine Mission zu erfüllen. Auch die täglichen Kommentare auf Facebook und Instagram zu den täglichen Postings gab mir Recht. Wie hatte es doch so schön der von mir sehr geschätzte Karl Kratz formuliert: Daily Advertising.

Nun hieß es also fünf Tage pro Woche etwas mitnehmen und jeweils zehn Fotos auf dem Weg zur Arbeit machen. Hatte ich vor der ganzen Foto-(Love)-Story morgens noch etwas auf dem Telefon gelesen oder gespielt, so gab es von Montag bis Freitag nun ein festes Ablaufschema: An immer der selben Stelle im möglichst gleichen Winkel mit immer dem gleichen neutralen Gesichtsausdruck das gleiche Bild machen.

Das klappte auch recht schnell ganz gut und so konnte ich meinst im Gehen zur nächsten Fotostation das grade gemachte Foto auf eine instagramtaugliche Größe zurecht schneiden und mit den immer gleichen Filter versehen. In der Bahn nach Düsseldorf habe ich dann den Text geschrieben und bin dann doch das eine oder andere Mal mit einem anderen Fahrgast ins Gespräch gekommen. Denn so häufig fotografieren sich Menschen nicht mit einer Packung Reis, einer Zitrone oder einem Defibrillator.

Anfragen? – Anfrage!!!

Meine morgendliche Foto-Story zog so langsam ihre Kreis und so war ich mehr als überrascht, als ich plötzlich über XING eine Interview-Anfrage einer Redakteurin von der W&V bekam. Ich glaube, ich bin gefühlt eine halbe Stunde nicht mehr aus dem lachen herausgekommen. Da mache ich mir einfach einen Spaß und nehme das Influencer Marketing ein wenig aufs Korn und mit der Werben & Verkaufen meldet sich ein renommiertes Blatt bei mir. Leider ist es zu dem angefragten Interview dann doch nicht gekommen, aber die Tatsache an sich finde ich schon sehr witzig.

Es gab aber tatsächlich auch Anfragen aus dem Bekanntenkreis, ob ich nicht für ein Produkt auch werben könnte. So kam es dann, dass Markus Baersch und Michael Janssen vom beyond pageviews-Podcast extra für mich eine Verpackung für einen Podcast gebastelt haben.

Bei einer anderen Anfrage habe ich mich ein wenig weit aus dem Fenster gelehnt. Das war dann nicht nur sprichwörtlich für den Arsch. Denn eine Bekannte, die für eine kleine Sexshopkette das Thema Social Media bearbeitet, kommentierte mal einen Beitrag von mir mit einem Foto und den Worten ‚Hier, das musst morgens mal mitnehmen‘. Etwas leichtfertig meinte ich dann ‚Klar, schick her; mache ich‘ und so kam postwendend eine PN und ich sollte doch mal bitte meine aktuelle Anschrift eben geben.

Ich hatte es erst noch für einen Scherz gehalten, aber als dann ein paar Tage später ein Plug mit einem rosa Puschel in der Post war musste ich mein Wort halten. Was mich am meisten überrascht hat war, dass die Leute unterwegs, also am Bahnhof oder in der Bahn, nicht wirklich überrascht waren, dass ich mich mit so einem Teil fotografiere. Anders sah es dann allerindings mit den Tiefkühl-Himbeeren oder den ausgelatschten Flip Flops aus. Der Mensch wird wohl immer ein Rätsel bleiben.

Aus der Never wurde eine Ending Story

Wie bei vielen Dingen kam auch das Ende meine Daily Advertising Story auch für mich etwas überraschend. So konnte ich eine Zeit lang aus gesundheitlichen Gründen morgens nicht mehr zur Arbeit fahren, was ich auch mit einer Sendepause kundgetan habe:

Sendepause

Zu meiner großen Überraschung und auch mit einer Träne der Freude und Dankbarkeit habe ich die ganzen Reaktionen auf dieses Posting gelesen. So viele Leute haben sich auf den morgendlichen Quatsch gefreut und waren fast schon bestützt, dass es vorerst nicht mehr weiter gehen sollte.

Es gab noch eine 10er Serie mit Lego-Bildern, die ein Bekannter mit einem Lego-Männchen gemacht hat und dafür extra Einzelteile für die Figur aus England bestellt hat, um mich nachzubauen. Vielen, vielen Dank an dieser Stelle, Manfred.

Die bis jetzt letzte Foto-Story gab es dann am 19.10.2017, als ich zum aller letzten Mal die morgendliche Strecke nach Düsseldorf gefahren bin. Ein bisschen wehmütig war das dann schon.

Wie sagte es schon Paulchen Panter?

‚Ich komme wieder, keine Frage.‘

Und genauso werde ich es auch machen. Ich kann noch nicht sagen wann und ich kann auch noch nicht sagen wie. Was ich aber ganz sicher sagen kann:

Es wird ganz sicher weiter gehen…

IRGENDWIE, IRGENDWO, IRGENDWANN